Themen im Fokus: Wohnungs- und Obdachlosigkeit

Veröffentlicht von Wiebke Neumann 21. August 2020

Mir liegt die Solidarität mit obdachlosen Menschen und die Vermeidung von Wohnungslosigkeit am Herzen. Beide Themen sind sehr komplex, bewegen aber gerade in Schöneberg viele Menschen.

Wohnungslosigkeit kann jede*n treffen. In den vergangenen Jahren sind die Zahlen gestiegen. Das hängt auch mit den steigenden Mieten zusammen, die für viele Menschen in den Kiezen nicht mehr bezahlbar sind.

Wohnungslose sind nicht mehr nur alleinstehende Männer, sondern immer mehr Frauen, mehr Familien, mehr Menschen, die eine Arbeit haben.

Darauf müssen wir als politisch Handelnde reagieren!

Wohnungslose Frauen

Frauen sind oft unsichtbar wohnungslos. Wenn sie ihre Wohnung verlieren, kommen sie teilweise bei Bekannten unter. Oder sie wechseln zwischen Notunterkünften und anderen Möglichkeiten. Oft geraten sie so in Abhängigkeiten oder werden ausgenutzt oder gar missbraucht in ihrer Notlage.

Frauen haben insgesamt ein höheres Armutsrisiko und sind dadurch von Wohnungslosigkeit bedroht. Frauen sind häufiger als Alleinerziehende, durch schlechter bezahlte Berufe, mehr Teilzeit und mehr unbezahlte Sorgearbeit wirtschaftlich schlechter gestellt und besonders für Altersarmut gefährdet. Das müssen wir auf allen Ebenen angehen und dafür kämpfen, dass das Geschlecht kein Armutsrisiko bedeutet.

Wir brauchen mehr Angebote für wohnungslose Frauen. Sowohl Unterkünfte, in denen sie sich sicher fühlen. Als auch mehr Beratung und Unterstützung.


Meine Positionen

Wohnunglosigkeit

  • Wir brauchen mehr und zielgruppenorientierte Unterkünfte für Wohnungslose. Vor allem für Frauen, für Paare/Familien, aber beispielsweise auch für Menschen, die aus akut psychiatrischer Behandlung kommen und von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Dazu habe ich mit den Grünen einen Antrag geschrieben.
  • Wir müssen Wohnraum erhalten und bei der Prävention besser werden
    • Mehr bezahlbaren Wohnraum in den Kiezen
    • Mieter*innen schützen
    • Keine Zwangsräumung von Familien
    • Hausbesuche bei drohender Zwangsräumung (siehe Antrag)
    • vorhandene Angebote vor Ort bekannter machen und ausbauen: Mietschuldenübernahme, kostenlose Mietrechtsberatung, Schuldner- und Insolvenzberatung, Unabhängige Sozialberatung
    • Das geschützte Marktsegment muss weiter ausbauen
  • Wir müssen Armut in Berlin noch stärker bekämpfen. Mindestlohn von mindestens 12 Euro; keine Sanktionen im sozialen Leistungsbezug, die zu Wohnungsverlust führen; kostenfreie Angebote für Familien und Kinder ausbauen (positive Beispiele sind hier die kostenfreie KITA sowie das kostenfreie Mittagessen in der Schule); bessere Absicherung gegen Lebensrisiken und Altersarmut, uvm.

Obdachlosigkeit

  • Housing First ausbauen und stärken
  • Kältehilfe ausbauen (auch tagsüber)
  • Hitzehilfe, Duschbus, Hygieneangebote ausweiten (Antrag SPD-Fraktion TS)
  • Tagesstätten mehr in den Fokus nehmen
  • Mehr Verknüpfung der Angebote
  • Straßensozialarbeit/aufsuchende Arbeit ausreichend und langfristig finanzieren
  • Runder Tisch Obdachlosigkeit (Antrag)
  • Gabenzäune in Angebotslandschaft integrieren (Antrag)
  • Bessere Statistiken: Nacht der Solidarität wiederholen und im Vorfeld besser mit den Wohnungslosenorganisationen koppeln. Aber auch besseren Überblick über Unterkünfte und Hilfsangebote berlinweit.

Begriffsklärung

  • Wohnungslos sind Menschen, die keine Wohnung zur eigenen Verfügung haben (weder Miete noch eigene). Teilweise kommen sie vorübergehend privat bei Freunden und Familie unter, aber auch in Hotels/Hostels oder sogar in Fahrzeugen. Und ein großer Teil wird auch über staatlich finanzierte Notunterkünfte untergebracht.
  • Obdachlos sind Menschen, die keinerlei Unterkunft haben und auf der Straße übernachten.